Gestaltungsbeirat der Stadt traf sich zum Quartalstermin Am Exer und war beeindruckt.
Wolfenbüttel. Großes Lob gab es jetzt vom Gestaltungsbeirat der Stadt Wolfenbüttel. Dieses Gremium besteht aus einem halben Dutzend hochrangiger Experten, die viermal im Jahr aus ganz Deutschland (mit weiteren Fachleuten vor Ort) in der Lessingstadt zusammenkommen, um sich über Gestaltungsfragen des öffentlichen Raumes austauschen. Bei ihrem jüngsten Quartalstreffen besuchten sie das ehemalige Kasernengelände am Exer.
Die sogenannte Konversion, also der Umbau von der militärischen zur zivilen Nutzung, sei in Wolfenbüttel überaus positiv umgesetzt worden, erzählt Benita Albrecht vom Niedersächsischen Amt für Denkmalpflege in Braunschweig. „Bei unserem Rundgang haben wir festgestellt, was für eine glückliche Konstellation mit den neuen Nutzern sich hier ergeben hat – und dass diese Nutzer die Qualität der Anlage offensichtlich sehr zu schätzen wissen.“
Nach der deutschen Einigung und dem darauffolgenden Abbau zahlreicher Militärstandorte hatten viele Kommunen dieselbe Herausforderung zu meistern: Wie bringt man nachhaltiges Leben in die leerstehenden Kasernen – ohne die meistens dort bestehenden Auflagen des Denkmalschutzes zu missachten? „Es gibt ganz viele Beispiele, wo recht bedenkenlos Wohnungen, Gärten, Balkone und Carports genehmigt wurden“, erzählt die Braunschweiger Expertin. „An diesen Standorten ist es mittlerweile schwierig, das ursprüngliche Kulturdenkmal noch zu entdecken.“
Anders in Wolfenbüttel. „Hier ist trotz aller Umnutzung noch immer die Strenge der Kaserne und deren innere Organisation ablesbar“, zitiert Benita Albrecht das Lob des Gestaltungsbeirats. Die Wertschätzung aller Beteiligten dem Kulturdenkmal gegenüber spiegele sich auch im Masterplan wider, der die Richtlinien zum weiteren Ausbau vorgebe und kontinuierlich fortgeschrieben werde. „Diese Vorgaben haben die Eigentümer gemeinsam erarbeitet, sie kommen gleichsam von innen heraus“, unterstrich die Denkmalpflegerin. „Somit fügt sich die neue Nutzung wie selbstverständlich in die historische Ordnung am Exer ein.“
Ähnlich äußert sich auch Gerhard Kanter. Das CDU-Ratsmitglied ist Vorsitzender des Wolfenbütteler Ausschusses für Bau, Stadtentwicklung und Umwelt, und er begleitet den Gestaltungsbeirat als Beisitzer. „Vor allem der innere Ring der Gebäude wurde in seiner Vollständigkeit und originalen Fassung sehr gelobt“, berichtet er. Die Sichtachse vom Tor über die Durchfahrt bis zum ehemaligen Offizierskasino (heute Ostfalia-Bibliothek) auf dem Hügel müsse unbedingt erhalten bleiben. „Im inneren Ring lehnen wir zum Beispiel Photovoltaik-Anlagen auf den Steildächern ab.“
Etwas weniger scharf sieht der Beirat die Lage am äußeren Ring. „Dort dominieren ja ehemalige Panzerhallen und Werkstätten, und auf denen sind PV-Anlagen durchaus denkbar.“ Fingerspitzengefühl und Augenmaß seien bei allen anstehenden Schritten wichtig. „Das gilt auch für die künftige Erweiterung des Geländes entlang der Mascheroder Straße nach Nordosten.“
Gerade der großzügige Zuschnitt der Kasernenanlage, der mitverantwortlich für den reizvollen „Campus-Charakter“ rund um die Ostfalia sei, dürfe nicht zerstört und müsse auch Richtung Nordosten fortgeführt werden. „Gleichzeitig ist uns im Gestaltungsbeirat klar, dass auch ein Baudenkmal praktikabel und nutzbar bleiben muss.“ Gerade unter diesem Aspekt schloss das Gremium schließlich auch die Neubauten des studentischen Wohnens und der in Bau befindlichen Pflegefachschule in sein Lob mit ein.