Eric Hinterland baut sich im Windschatten des Handwerks eine Existenz auf. Notdienst ist in Planung.
Wolfenbüttel. Auf den ersten Blick wirkt die Geschäftsidee Dienstleistungen rund um Haus und Haushalt nicht besonders anspruchsvoll. Doch wer am Exer in einer Halle des Technischen Innovationszentrums (TIW) einen Blick in Lager und Werkstatt von Eric Hinterland wirft, wird eines Besseren belehrt: Ausstattung und Maschinenpark sind in den vergangenen Monaten stetig gewachsen. Auch die schlichte Halle am Exer hat er mit sinnreichen Einbauten in ein arbeitstechnisches Prachtstück verwandelt.
Ja, er geht überaus planvoll vor, dieser Wolfenbütteler Existenzgründer. Seit er sich selbständig gemacht hat (im September 2023 erst nebenberuflich, ein halbes Jahr später komplett), musste er sich auf vielen Gebieten kundig machen. "Ich arbeite in einer Art Graubereich, weil ich eben kein richtiger Handwerker bin." Der Begriff dafür lautet ,Dienstleistungsorientiertes Handwerk' – "den gibt es nur in Deutschland", schmunzelt Hinterland.
Dabei ist es nicht zum Schmunzeln: Viele Anforderungen, die für das Handwerk wegfallen, musste er umständlich erfüllen. "Das liegt auch daran, dass ich immer alles richtig machen will." Und doch war es nervig: "Oft widersprechen sich die unterschiedlichen Behörden, weil es Gründer wie mich so häufig nicht gibt."
Dafür ist die Marktlücke groß, wie der Ahlumer festgestellt hat. "Die Menschen mit zwei linken Händen nehmen zu." Und damit auch die Zahl der Hilferufe. "Mancher kann ja keinen Spiegel aufhängen." Mittlerweile hat er Kunden aus dem ganzen Landkreis Wolfenbüttel plus 30 Kilometer und sogar aus Wolfsburg. Eigentlich ist er dabei für jeden Auftrag zu haben, wobei manchmal doch das Lustprinzip zählt: "Es gibt Leute, denen soll ich am Samstag Nachmittag einen Schrank aufbauen – mache ich. Aber nur, wenn ich Zeit habe."
Seine Spezialitäten liegen aber auf anderen Gebieten, rund um Haus und Garten. Heckenschnitt, Winterdienst, Fenster einstellen, Wasserarmaturen abdichten. Auch das Säubern von Regenrinnen und die Rohrreinigung gehören dazu, aber nur eingeschränkt: "Es gibt Arbeiten, da empfehle ich das Fachhandwerk – zum Beispiel im Küchenbau für Gas, Elektro und die Wasser-Eckventile." Das Gute für den Kunden: "Ich arbeite mit einem Pool von Experten zusammen, so dass wir das alles gemeinsam lösen können." Eric Hinterland bietet also alles aus einer Hand.
Seit einiger Zeit hat er beispielsweise die Kamera-Befahrung von Rohren im Programm. Und er hat schrittweise zwei Fahrzeuge mit einem Anhänger angeschafft. Und ein Notdienst ist in Planung. Und ein Micro-Bagger soll her, der weniger als 80 Zentimeter Gesamtbreite hat. "Meine Möglichkeiten wachsen, aber mein Anspruch an Qualität bleibt." Das sei im Übrigen der Grund, warum er gerne auf angestellte Mitarbeiter verzichten will. "Da habe ich auf Baustellen schon viel Fragwürdiges erlebt."
Für diese selbstbewusste Einstellung spricht, dass seine Firma seit ihrer Gründung einen steilen Aufstieg hingelegt hat. Zuvor hatte sich der 37-Jährige den Schritt in die Selbständigkeit nicht leicht gemacht. Nach einer Lehre zum Orthopädie-Techniker probierte er viele weitere technische Tätigkeiten aus. "Ich habe überall viel gelernt, aber richtig zufrieden war ich nirgendwo." Nun kann er seine bunten Kenntnisse auf ganz verschiedenen Baustellen anwenden – nicht zuletzt seine Erfahrungen aus der Feuerwehr sowie dem DRK in Wolfenbüttel kommen ihm da zugute.
Womöglich sieht man den Allrounder künftig sogar im Schulterschluss mit Feuerwehren im Noteinsatz. Er hat eine Hochwasser-Einheit im Aufbau, erste Maschinen sind schon da. "Damit schaffe ich richtig was weg, wenn bei Hochwasser Keller vollgelaufen sind." So will er bald die Feuerwehr entlasten: "Wenn die im Pump-Einsatz sind, sind ihre Fahrzeuge gebunden – aber was ist, wenn es dann auch noch brennt?" Ein ethisches Problem, das auch ein juristisches Nachspiel haben kann. Mögliche Lösung: "Ich stelle mir einen Pool von Firmen vor, die da einspringen könnten, so wie ich." Erste Kontakte zum Stadtbrandmeister gab es schon. "Mal sehen, wo das hinläuft."
Mit seiner Firma läuft es jedenfalls weiter bergauf, das lässt sich denken. Ein etwas überraschender Zukunftsmarkt: "Zuletzt nahmen Aufträge stark zu, bei denen ich den Baupfusch anderer reparieren sollte." Traurig aber wahr. Erfreulich hingegen: Schritt für Schritt stellt Eric Hinterland seinen ganzen Maschinenpark auf Elektro- und Akkuantriebe um. Er geht eben sehr planvoll vor, dieser Existenzgründer.
Und auch TIW-Geschäftsführerin Carola Weitner-Kehl ist voll des Lobes: „Im September 2024 hat sich Herr Hinterland beim Wolfenbütteler Jungunternehmerabend als Gründer vorgestellt – seit März 2025 ist EH-Dienstleistungen bereits Mieter des TIW und hat eine Lagerhalle mit knapp 70 Quadratmetern angemietet. Ich bin sehr froh darüber, dass wir ihm trotz Vollbelegung eine Mieteinheit zur Verfügung stellen konnten, da wir seine Gründung und die damit verbundene angebotene Dienstleistungen sehr schätzen und begrüßen." Für das TIW selbst sei Eric Hinterland seither schon in zwei Fällen tätig geworden. "Denn für manche Anforderungen und Bedarfe reicht ein angestellter Hausmeister nicht aus, und ich habe es schon erlebt, dass manche Handwerksfirmen ,gewöhnliche' Arbeiten einfach nicht mehr durchführen wollen." Das TIW sei mit der Leistung von EH in beiden Fällen überaus zufrieden gewesen und empfehle ihn gern weiter. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass das so genannte ,dienstleistungsorientierte Handwerk', so wie es Herr Hinterland anbietet, eine gute Zukunft haben kann.“
Kontakt: 01575-1913254